Hagen – Porträt einer Stadt

Da liegt es auf dem Tisch, mein Buch über Hagen: „Hagen – Porträt einer Stadt“, das ich für den Gmeiner Verlag geschrieben habe. Puh, war das eine schwere Geburt, ich weiß nicht, ob ich mich so über die Zusage für das Projekt gefreut hätte, wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit mich erwartet. Oder doch! Ich hatte so viele wunderbare Begegnungen, die machen alles wett und jetzt ist das Buch ja da und ich kann mich daran freuen. Obwohl ich schon ahne, dass der eine oder andere nörgeln wird, warum dieser und jener und er selbst nicht in dem Buch vertreten ist. Deshalb plaudere ich nun ein wenig aus dem Schreibkästchen, vielleicht versöhtn das den einen oder anderen mit seiner Enttäuschung.

Es fing alles damit an, dass ich im Sommer 2014 im Katalog des Gmeiner-Verlags, in dem auch meine Krimis erscheinen, die Reihe „Stadtgespräche aus …“ entdeckte und mich gleich fragte, wieso Hagen noch nicht vertreten sei, wo es doch ein Buch über Gelsenkirchen gab. Sofort habe ich den Verlag kontaktiert und das Angebot erhalten, ein Konzept zu schreiben. Das Konzept musste eine Information über die Stadt enthalten, eine Liste möglicher Persönlichkeiten für das Buch und zu zehn Personen bereits einen kurzen Text. Nur, damit die Nicht-Autoren verstehen, dass viel Vorarbeit gemacht werden muss, ehe man einen Buchvertrag bekommt. In meinem früheren Blog habe ich die Leser:innen an dem Entstehungsprozess mit diesen Beiträgen teilhaben lassen:

03.03.2016 Aus dem Recherchekästchen geplaudert
07.06.2015 Stadtgespräche aus Hagen
30.04.2015 Stadtgespräche aus Hagen – Werkstattbericht 4
10.03.2015 „Stadtgespräche aus Hagen“ – Werkstattbericht 3
19.01.2015 Projekt Hagener Menschen & Orte – Teil 2

03.03.2016 Aus dem Recherchekästchen geplaudert

Schon die Recherche war unglaublich spannend, ich kam auf über 200 Personen, mit denen ich über ihre persönliche Geschichte, ihre Beziehung zur Stadt und einen bedeutsamen Ort sprechen wollte. Als ich dann die Zusage bekam, habe ich zusätzlich über Facebook und die Hagener Medien gefragt, wer in das Buch sollte. Immer unter dem Motto „Stadtgespräche aus Hagen“ – Gespräche also mit Menschen, die in Hagen wirken oder Hagen in die Welt hinaustragen.

Form kämpft mit Inhalt
Was habe ich für tolle Gespräche geführt! Allerdings habe ich bald gemerkt, wie aufwendig die Arbeit war. Es gab eine genaue Vorlage, wie viele Zeichen ein Text haben durfte, wie viele Texte es mit zwei, vier oder sechs Seiten geben musste, wie viele Fotos für jede Textart nötig waren. Für andere mag das kein Problem sein, für mich war das ein Berg – weil ich das Gefühl hatte, dass ich jemanden persönlich beleidigte, wenn er nur zwei und nicht sechs Seiten bekam. Ich habe das dann so gelöst, dass ich ausgelost habe, wer wie viele Seiten bekommt. Das schien mir der fairste Weg.

Die Qual der Wahl
Aber ganz ehrlich, das war noch leicht zu handhaben im Vergleich zur Auswahl der Gesprächspartner. Ich habe versucht, alle Stadtteile zu berücksichtigen, aber bei manchen Leuten konnte ich das bei der ersten Recherche gar nicht ermitteln. Dann wollte ich nur gebürtige Hagener nehmen und stellte erst im Gespräch fest, dass Menschen, die mir wir Ur-Hagener vorkamen und auch von anderen als Ur-Hagener benannt worden waren, gar nicht hier geboren waren. Wer das Buch aufmerksam durchsieht, wird auch feststellen, dass ich weder Kirchen- noch Parteienvertreter interviewt habe. Auch da stand mir mein Wunsch nach Ausgewogenheit im Weg, entweder wollte ich alle interviewen oder keinen. Da ich der AfD und sei sie noch so demokratisch gewählt worden kein Forum geben wollte, fielen die Parteien weg. Und die Kirchen sind außen vor geblieben, weil damit schon über 10 % der „Plätze“ im Buch belegt gewesen wären.

Kultur und Natur
Ja, ich weiß, es gibt einen deutlichen Schwerpunkt in dem Buch – der Kulturbereich ist überproportional vertreten, obwohl ich mir viel Mühe gegeben habe, auch Wirtschaft, Sport, Natur, Brauchtum etc. zu berücksichtigen. Der Schwerpunkt liegt zum einen daran, dass ich dort ein besonderes Faible habe, aber ich finde auch, dass Hagen ein großes kulturelles Angebot hat, das m. E. viel zu wenig nach außen getragen wird. Deshalb habe ich mir erlaubt, mit meinem Buch diese Besonderheit ein wenig in den Vordergrund zu rücken. Viele Gesprächspartner, ganz gleich aus welchem Bereich sie kamen, haben übrigens auch betont, dass ihnen an Hagen besonders das kulturelle Angebot und die Natur gefällt. Im Bereich Natur hätte ich mir noch den einen oder anderen Gesprächspartner gewünscht, allerdings habe ich auf manche E-Mails und Rückrufbitten auf Anrufbeantworter keine Rückmeldung erhalten.

Porträt einer Stadt statt Stadtgespräche
Manche Anfragen habe ich auch nicht mehr weiterverfolgt, nachdem der Verlag im Frühjahr 2015 plötzlich den Reihentitel änderte. Anstelle von „Stadtgespräche aus Hagen“ sollte das Buch nun „Porträt einer Stadt“ heißen, das ist auch der aktuelle Titel. Für mich sind das völlig verschiedene Bücher. Bei den „Stadtgesprächen“ stehen die Menschen im Vordergrund, auch solche, die sonst nicht an die Öffentlichkeit kommen, und beim „Porträt einer Stadt“ bilden die bekannten Besonderheiten einer Stadt den Kern. Natürlich gibt es eine Schnittmenge. Aber ich hätte das Buch anders konzipiert, wenn es gleich den heutigen Titel gehabt hätte. Also habe ich versucht, durch die verbleibenden 20 Interviews alle Facetten zu beleuchten.

Fotografien und immer wieder Excel-Tabellen
Als ich den Buchvertrag abgeschlossen habe, war klar, dass ich die Fotos selbst machen würden. Da wusste ich aber nicht, was auf mich zukommen würde. Man kann sich diese Bürokratie nicht vorstellen, seitenlange Excel-Tabellen mit Bildunterschriften und Hinweisen auf die Bildrechte. Der Horror schlechthin, anders kann ich es nicht sagen und ich entschuldige mich jetzt schon bei allen, die ich womöglich nicht genannt habe. Eigentlich müsste alles richtig sein, aber der Teufel steckte im Detail und ich habe jetzt schon festgestellt, dass das Foto von Cornelia Dietrich gar nicht von mir, sondern von Ulrich Wens ist. Das kommt davon, wenn Fotos nicht per E-Mail sondern via Stick auf den Rechner flattern. Ich hatte am Schluss sämtliche Mails noch einmal gecheckt. Ach, ich kann es nicht ändern. Gefreut habe ich mich, dass die Grafik des Verlags die ausgezeichnete Qualität der Fotos gelobt hat und ich kein einziges Bild nachfotografieren musste. In meinem FotoBlog können die Bilder der 40 Orte betrachtet werden. Nebenbei bemerkt: Wer sich wundert, welche Personen auf dem Cover zu sehen sind und welche nicht – das war eine besondere Herausforderung, weil ich die Fotos bereits zwei Monate vor dem Abgabetermin einsenden musste, da waren aber noch nicht alle Interviewten abgelichtet. Die letzten Fotos habe ich wirklich an dem Freitag gemacht, an dem ich das Manuskript abgeben musste.

Hagen und Hagener neu entdeckt
Trotz dieser manchmal nervenaufreibenden Hürden bei der Erstellung des Buches bleibt aber das Gefühl, dass ich in einer tollen Stadt mit tollen Menschen lebe. Für die Fotos war ich sonntags viel unterwegs und habe ganz neue Ecken kennengelernt, die ich sicher bald genauer erkunden werde. Und vor allem gab es diese wunderbaren Begegnungen mit engagierten, liebenswerten, sympathischen, inspirierenden Menschen, von denen ich keine missen möchte. Und hier löse ich nun auch endlich das Rätsel, wer in dem Buch vertreten ist. Es gab lediglich zwei Absagen, ein Fotograf wollte lieber hinter der Kamera bleiben und Nena ließ über ihr Management ausrichten, das sie an diesem Projekt nicht teilnehmen wolle. Die Ordner mit denjenigen, die ich nicht aufnehmen konnte, stehen im Übrigen noch im Regal, da werde ich immer mal reinschauen, wenn ich etwas mehr Zeit für Blogbeiträge habe, meine Neugier auf Hagener:innen ist noch längst nicht gestillt 🙂
In der Reihenfolge der Beiträge im Buch: Cornelia Dietrich, Robin Hiermer, Christian Vormann, Karl Ernst Osthaus, David Rembold und Sophie Kneip, Carl-Jürgen Brandt, Liselotte Funcke, Erik O. Schulz, Fürstenpaar zu Bentheim-Tecklenburg, Helmut Hoyer, Farid, Uwe Beckmann, Dario Weberg und Indra Janorschke, Johannes Breling, Verein Erzählcafé, Ludwig Deinert, Christa Burghardt, Siggi Bemm, Petra Holtmann, Christina Seeberger, Klaus Ehlers, Uwe Lex, Nicole Völkel, Michael Eckhoff, Kathi Annertzok und Tanja Kioschis, Rolf Möller, Jörn Raith, Beba Ilic, Stefan Kleinkrieg, Emil Schumacher, Nicole Schneidmüller-Gaiser, Ralf Blank, Birgit Ganskow, Bernd Hoffmann, Jens Schilling, Christian Isenbeck, Ralf Blauscheck, Dorothée und Michael Boecker, Oliver Herkelmann, Jasmin Wegner.

07.06.2015 Stadtgespräche aus Hagen

Nachdem ich im Mai spontan einige Kinderbücher schreiben durfte, nimmt die Arbeit an meinem Buch über Hagen wieder Fahrt auf. Das wird auch Zeit, Ende des Monats soll das Manuskript fertig sein und noch immer fehlen Textfreigaben, Fotos, einige Texte und sogar Antworten auf meine Anfragen. Das heißt, in den nächsten Wochen werde ich viel telefonieren und manche ursprünglich geplanten Gespräche ersetzen. Ich könnte ohnehin ein Buch mit hunderten interessanter Persönlichkeiten schreiben, meine Reserveliste ist also ziemlich lang. Doch davon wollte ich gar nicht berichten, sondern von den kleinen witzigen Erlebnissen und Assoziationen, die sich bei den Interviews, beim Schreiben und der Auswahl der Fotos ergeben.

So meinte zum Beispiel ein Interviewpartner meinte, er suche immer noch eine schöne Zufahrtsstraße nach Hagen rein und ein anderer hat die Zufahrtstraße von der A 45 als seinen Lieblingsort genannt. Ich gebe zu, die A 46 bzw. die Heinitzstraße sieht im Frühsommer deutlich einladender aus als im Winter. Aber mal ehrlich, von einer Stadt, die zur Metropole Ruhr gehört, hätte mancher das nicht erwartet. Aber auch die anderen Orte werden sicher viele verblüffen. Ich wusste natürlich, dass Hagen einen hohen Grünbestand hat, aber dass die Ausblicke teilweise so atemberaubend sind, hätte ich nicht gedacht.

Und Gebäude habe ich kennengelernt, von denen ich noch nie gehört hatte. Aber da bin ich nicht alleine, das habe ich auch festgestellt. Oft blieben Passanten stehen, wenn ich ein Haus fotografiert habe. Als ich ein Foto von der nebenstehenden Skulptur in Hohenlimburg machte, blieb ein Paar stehen. „Wir gehen hier fast jeden Tag her“, sagte die Frau, „aber wir haben das Ding noch nie wahrgenommen.“ Die Skulptur kommt nicht ins Buch, aber ich hoffe natürlich, dass die Leser meines Buches ähnliche Aha-Erlebnisse haben werden.

Doch bis dahin ist noch viel zu tun. Unter anderem muss ich einen typischen Hagener Spruch finden. Und wie findet man den? Am besten, in dem man herumfragt. Das tue ich hiermit, falls also jemand einen Vorschlag hat, bitte gerne hier oder auch bei Facebook posten. Ich bin gespannt, ob es Vorschläge gibt und werde weiter berichten. Jetzt sichte ich erst einmal Fotos!

30.04.2015 Stadtgespräche aus Hagen – Werkstattbericht 4

Sagte ich bereits, dass ich auch die Fotos für das Stadtgespräche-Buch liefern darf. Da habe ich mir etwas eingebrockt, die Anzahl der Sonnentage für schöne Außenaufnahmen in diesem Jahr, an denen ich Zeit hatte, konnte man ja echt an einer Hand abzählen. Und ich möchte doch, dass die Bilder Ortsfremde einladen, nach Hagen zu kommen und sich das eine oder andere anzusehen. Zum Glück habe ich bereits einige Fotos aus früheren Sonnentagen, die ich nutzen kann, vom Harkortsee zum Beispiel oder vom Eugen-Richter-Turm, vom Hohenhof natürlich und vom Kunstquartier. Aber es ist noch einiges zu tun, falls also jemand Beziehungen zum Wetterbeauftragten hat, wäre es schön, wenn er in meinem Namen vorstellig würde.

Auch einige Fotos mit bereits interviewten Hagenern stehen nämlich noch aus, weil sie als ihren Lieblingsort eine Anlaufstelle im Wald und auf den Höhen oder sonstigen nicht überdachten Gegenden angegeben haben. Ein Interview musste ich gar wegen des wenig kooperativen Wetters verschieben.

Nein, ich verrate nicht, welches Interview das war. Das Buch soll schließlich für alle eine Überraschung werden. Nur soviel kann ich sagen, es sind in dem Buch auf jeden Fall folgende Stadtteile irgendwie vertreten: Altenhagen, Boele, Dahl, Delstern, Eilpe, Emst, Haspe, Helfe, Hohenlimburg, Holthausen, Rummenohl, Vorhalle, Wehringhausen. Manchmal habe ich einfach vergessen zu fragen, weil alles so spannend war – und manche Interviewte sind auch für ein paar Jahre aus ihrem Stadtteil heraus in den Nachbarstadtteil gewagt, sodass diese indirekt ebenfalls vertreten sind.

Ohnehin ist es nicht leicht, eine Übersicht über alle Stadtteile zu finden. Ich hatte mich auf die Liste verlassen, die ich auf der Stadt-Seite fand. Prompt kam jemand und erklärte mir, er – oder sie – käme aus Holthausen. Jemand anders wohnte zeitweise in Halden. Die Verteilung der Stadtteile scheint eine Art Geheimwissenschaft zu sein, die ich für das zweite Halbjahr auf meine Todo-Liste gesetzt habe. Da stehen inzwischen bereits einige selbstgestellte Aufträge, die sich aus den Gesprächen und der Recherche ergeben haben. Schon deshalb, weil ich locker ein Buch mit mehreren hundert Porträts schreiben könnte und mich auf 40 beschränken muss. Auch interessante Orte gibt es mehr als 40. Gut, dass ich den Blog habe, dort kann ich einiges nacharbeiten.

Na gut, ein paar Orte verrate ich schon, die Museen kommen natürlich vor und die Elbershallen, der Hohenhof und das Theater – das wird nun niemanden wundern. Aber auch ein Stein und ein Friedhof, ein Kirmesplatz und … – nein, das hebe ich mir für später auf. In einem aber bin ich mir nach sicher, es wird für jeden etwas Neues dabei sein und es wird einige Aha-Erlebnisse geben. Allerdings erst im nächsten Frühjahr, sorry!

10.03.2015 „Stadtgespräche aus Hagen“ – Werkstattbericht 3

…. wenn das so weitergeht, dass aus einem Interview zwei weitere Termine resultieren, sehe ich für den Abgabetermin schwarz. Aber es ist alles so spannend, was mir bei der Recerhche begegnet …

In meinem Interview mit Radio Hagen Ende des Jahres habe ich mich verplappert, als Timo Hiepler fragte, ob es schon einen Titel für das Buch gäbe. Ja, den gibt es, das Buch erscheint in der Reihe „Stadtgespräche aus …“ im Gmeiner Verlag. Und da ich mich schon verplappert habe, verwende ich den Buchtitel jetzt auch als Reihentitel für die Blogbeiträge zum Buch.

Das Projekt gefällt mir auch deshalb so gut, weil ich anders als bei anderen Büchern darüber schreiben darf und verraten kann, was alles geschieht, bis ein Buch gedruckt in der Buchhandlung steht. Dabei ist das leichteste, den Vertrag zu unterschreiben. Vorher allerdings musste ich ein mehrseitiges Exposé einreichen, mit dessen Hilfe der Verlag entschieden hat, ob das Projekt sinnvoll ist und ob ich geeignet bin, es zu realisieren. Dafür musste ich bereits 10 Hagener mit wenigen Sätzen vorstellen, die ich in das Buch aufnehmen würde. Soviel kann ich verraten, nicht alle stehen heute auf der aktuellen Liste. Nachdem ich die Zusage bekommen habe, habe ich weiter recherchiert und gesammelt und da fielen drei Personen von der ersten Liste weg. Aber noch sind nicht alle Termine vereinbart und nicht alle Interviews geführt, der eine oder andere mag vielleicht gar nicht in dem Buch erscheinen. Schließlich muss er sich dafür nicht nur von mir interviewen, sondern auch fotografieren lassen. Ich bin selbst gespannt, wer am Ende in dem Buch vertreten sein wird. Die ersten zehn Beiträge sind fertig, einige weitere Interviews geführt oder terminiert und gleich geht es wieder ans Telefon.

Zwischendurch arbeite ich mich immer wieder durch die Handreichung zu dem Projekt, die gut 40 Seiten umfasst und genau beschreibt, worauf ich achten muss, wie viele Fotos zu jedem Artikel gehören und was darauf sein sollte, so muss es von jedem Interviewten zwei Fotos und ein Foto des Ortes geben. Wenn es ihn gibt, kann ich auf der Einstiegsseite einen lokaltypischen Spruch unterbringen, da frage ich dann gelegentlich noch mal nach. Eigentlich eine schöne Frage an die Hagener Facebook-Freunde, die werde ich an einem Regentag einstellen. Da bin ich gespannt, ob es einen solchen Spruch gibt.

Nach den ersten Interviews kann ich aber schon ein kleines Zwischenfazit ziehen: Das Projekt ist super, weil ich nebenbei soviel über Hagen erfahre, das ist unglaublich. Interessant sind die Reaktionen auf meine Anfragen – manche Gesprächspartner sind sofort begeistert, finden die Idee toll und auch gerne bereits, sich noch mal mit mir zu einem Fototermin zu treffen. Andere muss ich mühevoll aus der Reserve locken und sie bleiben immer auf der Hut.

Deshalb weise ich daraufhin: Es geht in dem Buch ganz einfach darum, ein Bild von Hagen und den Hagenern zu zeigen, mit möglichst vielen Facetten und über die Gesprächspartner, die ohnehin im Licht der Öffentlichkeit stehen, eventuell etwas zu schreiben, was noch nicht jeder weiß. Deshalb frage ich zum Beispiel oft, was und wo jemand als Kind in Hagen gespielt hat. Dabei kommen wir dann auf die Dinge, die einfach nur witzig sind und die Kindheit der Leser wachrufen. Wenn wir ehrlich sind, hat doch jeder Erinnerungen oder Ansichten, die er gerne einmal mitteilen möchte, nach denen aber noch nie jemand gefragt hat. Um solche Themen, das kann ein Spiel sein oder auch ein Gebäude, das längst abgerissen ist. Diese vielen kleinen Geschichten ergeben ein Bild von Hagen und den Hagenern auch für Nicht-Hagener. Also, keine Sorge, wenn ich ungewöhnliche Fragen stelle oder nachhake. Für die Artikel gilt am Ende ohnhin mein Prinzip: Es wird nichts veröffentlicht, was ich nicht über mich lesen wollte. Ich wollte nie Enthüllungsjournalistin werden, sondern immer nur schöne Geschichten finden und schreiben. Das bitte gerne weitergeben.

19.01.2015 Projekt Hagener Menschen & Orte – Teil 2

Anfang Dezember habe ich dazu aufgerufen, mir besondere Menschen und Orte zu nennen, die ich in mein neues Buch über Hagen aufnehmen sollte. Ich bedanke mich bei den 32 Einsendern für die 53 Vorschläge. Natürlich gab es einige Doppelungen, aber auch neue interessante Persönlichkeiten, sodass mir die Auswahl noch schwerer fällt.

Das Schöne an dem Projekt ist, dass ich so viel über Hagen erfahre, dass ich am Ende vermutlich mehr weiß als so mancher Ureinwohner. Als sich kürzlich bei einer Ausstellungseröffnung ein Gesprächspartner im wahrsten Sinne des Wortes abwendete, als ich zugab, dass ich nicht in Hagen geboren bin und erst sieben Jahre hier wohne, war ich geneigt, ihn – Ur-Hagener – zum Beispiel mal zu fragen, ob er wüsste, wer Ehrenbürger der Stadt ist. Ich habe nämlich auch die Internetseiten der Stadt durchgearbeitet. Und da ich die Vorschläge der Einsender nicht verrate, hier wenigstens eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Ehrenbürger. Das sind sie in der Reihenfolge der Ernennung zum Ehrenbürger:

  • 1869 Ernst Koch, Postdirektor a. D.
  • 1907 Dr. med. Heinrich Schaberg, Geheimer Sanitätsrat
  • 1914 Heinrich Willde, Beigeordneter ab 1878 & Bürgermeister
  • 1921 Willi Cuno, Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister von 1901 bis 1926
  • 1924 Christian Rohlfs
  • 1925 Theordor Springmann, Geheimer Kommerzienrat
  • 1967 Ewald Sasse, Oberstadtdirektor von 1945 bis 1954
  • 1967 Fritz Steinhoff, Oberbürgermeister 1946 bis 1956 & NRW Ministerpräsident
  • 1987 Emil Schumacher
  • 1996 Rudolf Loskand, Oberbürgermeister von 1971 bis 1989
  • 2003 Dr. h. c. Lieselotte Funcke

Neben der Liste der Ehrenbürger gibt es auf der Seite der Stadt eine Liste bekannter Hagener Persönlichkeiten. Dort habe ich unter anderem erfahren, dass der 2002 verstorbene Kardinal Degenhardt in Hagen aufgewachsen ist. Ich habe erfahren, dass es einen Landrat namens Carl Friedrich Gerstein gab, den Namen hatte ich noch nie gehört, bis mir jetzt für das Buch jemand Kurt Gerstein vorgeschlagen hat. Dafür kenne ich aber sowohl Extrabreit als auch Grobschnitt, Nena und natürlich Jürgen von Manger, dessen Beiträge ich bereits als Kind gerne gesehen habe. Auch Karl Halle sagt mir etwas, schon weil die Plastik von ihm auf der Springe vor Jahren meine Neugier geweckt hat.

Karl Ernst Osthaus und Emil Schumacher nicht zu kennen, ist in Hagen fast schon ein Frevel, Friedrich Harkort, Ludwig von Vincke und Eugen Richter waren mir natürlich begegnet, allerdings wusste ich nicht, dass der Vater von Derrick Herbert Reinecker aus Hagen stammt. Gänzlich unbekannt – ich gebe es zu – waren mir bisher Walter Rodekamp, Hartwig Masuch, Hans-Joachim Höfig, Jörg A. Hoppe, Julia Hummer und Karl Kumpmann, die mir bis auf Julia Hummer auch bei meiner Recherche für das Buch noch nicht begegnet waren.

Selbstverständlich habe ich auch die Liste der Hagener Töchter und Söhne bei Wikipedia durchgesehen und noch viele viele Internetseiten mehr, aber ich möchte ja nicht alle Recherchetricks verraten und ein wenig Spannung erhalten. © Dr. Birgit Ebbert www.birgit-ebbert.de