Upcycling – alter Wein in neuen Schläuchen?

„Basteln zum Nulltarif“ von 1987
(09.01.2014) 2014 scheint das Jahr der neuen Wörter für mich zu werden – nach shoefiti nun also Upcycling. Darüber bin ich zufällig gestern im Morgenmagazin gestolpert, als über eine junge Frau berichtet wurde, die Schmuck aus Kaffeeverpackung herstellt. Witzig, dass ich zufällig am Freitag mit einem Verleger genau über das Thema sprach, ohne das Wort zu nutzen, weil ich es da noch nicht kannte. Auch 1988 kannte ich es nicht, da gab es das nämlich noch nicht, als ich einem Bastelbuch-Verlag ein Buch zum Thema „Basteln zum Nulltarif“ vorstellte. Es wurde nach einem persönlichen Gespräch im Verlag mit der Begründung abgelehnt: Das geht nicht, da verkaufen die Bastelläden ja außer Klebstoff nichts. Inzwischen haben sich die Zeiten wohl geändert. Inzwischen gibt es, wie ich kürzlich – leicht frustriert, das gebe ich zu – sah, Bücher zum Basteln mit Klorollen und – Upcycling.

Pantoffeln aus Stoffresten
Ja, Upcycling ist nichts anderes als Dinge, die man nicht mehr gebraucht – ob aus dem eigenen Schrank oder von Omas Dachboden, aus der Kleidertonne oder vom Sperrmüll, durch Hämmern und Nageln, Nähen und Basteln, Drehen und Wenden … einer neuen Bestimmung zuzuführen. Also das, was wir schon als Jugendliche in der Ferienfreizeit gemacht haben, z. B. Taschen aus alten Jeans genäht. Es kommt eben alles wieder und ich werde ab sofort meine Autofahrten nutzen, um darüber nachzudenken, was aus meiner Kindheit und Jugend als nächstes zum Hype werden wird.
Zum ersten Mal erwähnt wurde der Begriff 1994 in einem Artikel in dem Newsletter „SalvoMonthly“, der über Architektur und Antiquitäten informiert. In der Ausgabe vom 11. Oktober gab es einen Bericht über den Ingenieur Reiner Pilz, der unter anderem forderte: „What we need is up-cycling where old products are given more value, not less.“ Von da an war der Begriff in der Welt – es dauerte dann noch 20 Jahre, bis er mich erreicht hat. Dabei hatte ich auch damals bereits einen upgecycelten Bilderrahmen aus dem Bonner Sperrmüll in meinem Schlafzimmer. Mit einer Holzplatte versehen, in die kleine Haken geschraubt waren, schwarz-weiß angesprüht hatte ich eine dekorative Aufbewahrungsmöglichkeit für meine farbigen, großen Ohrringe. Der Renner bei uns war Mitte der 70er Jahre ein Fuß, den mein Vater aus Teppichresten zuschnitt und umketteln ließ. Damit hatte ich das coolste Geschenk bei jeder Geburtstagseinladung.

Heute gibt es
- eine Suchmaschine für Upcycling-Gegenstände www.upcyclingworld.de,
- ein Buch, das die „10 Schritte zum erfolgreichen Upcycling-Projekt“ beschreibt,
- einen Upcycling-Innovationspreis der Hochschule für Künste Bremen http://upcycling.hfk-bremen.de/
- natürlich einen Upcycling-Blog http://www.upcyclingblog.de/ und noch einen: http://www.weupcycle.com/
- in Berlin einen Fashion-Store http://upcycling-fashion.de/
- …
Bei meinem Besuch in Albstadt habe ich übrigens ein zig Jahre altes Beispiel kennengelernt. Im Heimatmuseum standen Pantoffeln, die aus Stoffresten geflochten wurden.
Fazit: Upcycling IST alter Wein in neuen Schläuchen, aber auch ein Beispiel dafür, dass dieser durchaus gut schmecken kann. Falls euch also eure Weihnachtsgeschenke nicht gefallen … © Birgit Ebbert
Hallo,
auch eine recycelte Idee kann eine gute Idee sein. Besser als Wegwerfen ist es auf jeden Fall. Müll gibt es schließlich schon genug.
Viele Grüße
Ann-Bettina
Finde ich auch, Ann-Bettina, und freue mich über diesen Trend, zumal da viel Kreativität drin steckt 🙂 Viele Grüße Birgit
Da die Kommentarfunktion heute mal wieder spinnt, ist hier ein Kommentar auf Umwegen, aber interessant, ich werde direkt mal in der Ideenbox stöbern und berichten 🙂 LG Birgit
Hallo Birgit,
ja, das Wort „Upcycling“ kannte ich anfangs auch noch nicht, aber jetzt bekomme ich es öfter zu hören. Ich finde es toll, dass sich immer mehr Menschen mit diesem Thema beschäftigen und somit intensiver darüber nachdenken, wie viel weggeschmissen wird, obwohl man daraus doch etwas wirklich schönes basteln könnte. Mittlerweile gibt es auch viele Internetseiten, die dazu Inspiration liefern. Zu deinen oben genannten Links würde auch ganz gut die DIY-Geschenkideenbox passen: http://www.erlebnisgeschenke.de/ideenbox/. Dort kann man zuerst auswählen, welcher Müll gerade zur Verfügung steht und dann sofort loslegen.
Viele Grüße
Anja