Was tun bei schlechten Zeugnisnoten?
(27.01.2016) Am Freitag gibt es in NRW Zwischenzeugnisse und ich habe wieder die ersten Interviewanfragen zu Zeugnisnoten auf dem Tisch, wie Eltern reagieren sollten und wann Nachhilfe sinnvoll sei. Damit ich mir nicht jedes Jahr die Antworten neu überlegen muss, habe ich sie hier einfach mal zusammengefasst. Sie sind nicht immer einfach, manchmal auch wenig erfreulich, weshalb das eine oder andere Statement es auch gar nicht erst in einen Zeitungsartikel schafft.
Schlechte Noten sind Teamarbeit
Fangen wir ganz vorne an: Schlechte Noten sind nicht die alleinige Schuld des Schülers! Schulleistungen sind immer Ergebnis eines Unterrichts, der zum Schüler passt oder auch nicht, der Lebenssituation des Schülers und der Persönlichkeiten und zwar von Schüler, Lehrer und Eltern. Wenn das anders wäre, könnte es nicht geschehen, dass ein Schüler nach einem Schul- oder Lehrerwechsel oder in einem Internat fernab der Eltern plötzlich extrem besser Noten bekommt. Und dass unsere momentane Stimmung die Leistung befördert oder beeinträchtigt, weiß jeder, ebenso, dass die Chemie zwischen den Menschen motivieren oder demotivieren kann. Nur Schülern wird das gerne abgesprochen.
Nun lassen sich manche Faktoren nun einmal nicht ändern, ein Schüler kann nicht oder nur in besonderen Fällen erreichen, dass er einen anderen Lehrer bekommt, Eltern kann man schon mal gar nicht austauschen und der Lehrplan ist auch ziemlich festgezurrt und ein Schüler wird den ganz sicher nicht beeinflussen. Bleibt also nur, sich mit den Verhältnissen optimal zu arrangieren, was viele Arbeitnehmer im Übrigen täglich tun.
Anders als viele Arbeitnehmer werden Schüler allerdings das ganze Schuljahr hindurch geprüft und bewertet, und am Ende jedes Schuljahres wird über ihre Beförderung in die nächste Klassenstufe entschieden. Das geschieht nicht freiwillig, sondern ist im System so vorgesehen. Ich weiß, es gibt in vielen Unternehmen Zielvereinbarungen und entsprechende Gespräche, allerdings ist es doch eher selten, dass alle vier bis sechs Wochen Arbeitnehmer zu Prüfungen antreten müssen, die anschließend mit Noten von 1 bis 6 bewertet werden.
Zeugnisnoten analysieren
Aber, wie ich auch Schülern gegenüber nicht müde werde zu betonen: Schüler ist nun einmal der Job der 6- bis 16-Jährigen und jeder muss versuchen, diesen optimal auszuüben und seine eigene Strategie zu finden. Die jedoch findet man nur, wenn man seine Situation analysiert und da kann das Zwischenzeugnis eine gute Basis sein. Statt über schlechte Noten zu lamentieren, ist es sinnvoller, die Ursachen der Noten im Einzelnen zu analysieren und Lösungen zu finden, zum Beispiel:
Das habe ich nicht verstanden. (Ein Procedere finden, wie das verhindert werden kann, indem die Eltern helfen, der Schüler motiviert wird, in der Schule nachzufragen und/oder auch ein Lernbegleiter einbezogen wird.)
- Das ist doch blöd oder unwichtig, bzw. Darauf habe ich keinen Bock. (Wenn immer möglich ist es sinnvoll, einen Bezug zu den Interessen des Schülers zu suchen, wo nicht, darf auch mal klar gesagt werden, dass jeder im Leben Dinge lernen und tun muss, die er blöd und unwichtig findet und man eben dadurch muss – notfalls mit Unterstützung.)
- Der Lehrer ist blöd. (Natürlich kann es vorkommen, dass die Chemie zwischen Lehrer und Schüler nicht stimmt, aber auch das ist das wahre Leben und das muss ein Heranwachsener lernen.)
- Der Lehrer kann nicht erklären. (Ja, es kann sein, dass ein Schüler die Erklärung eines Lehrers nicht versteht. Allerdings ist es auch kaum möglich für jeden einzelnen Schüler die zu ihm passende Didaktik in einer Stunde umzusetzen. Deshalb ist hier die Unterstützung der Eltern oder einer Nachhilfe sinnvoll.)
Schaut man aber genauer hin, so sind es nicht selten überzogene und unrealistische Ziele von Eltern und Schülern, die Leistungen blockieren, natürlich oft auch Faulheit des Schülers, aber mindestens ebensooft fehlende Kenntnisse darüber, wie Lernen geschieht. Wie Lernen genau funktioniert und was Eltern tun können, ist ein eigenes Thema, in unserem LernBlog auf www.die-lernbegleiter.de gibt es wöchentlich ein Beispiel für cleveres Lernen. Viel Erfolg und ein entspanntes zweites Schulhalbjahr allen Schülern, Eltern und Lehrern. © Birgit Ebbert
Liebe Birgit,
Du sprichst mir aus der Seele. Es wird in solchen Momenten der „schlechten Zeugnisse“ ja oft ein Schuldiger gesucht. Aber irgendwie haben alle ihren Anteil daran. Das hast Du gut zusammengefasst, insbesondere auch die Aspekte des nicht ändern könnens und des Erfordernisses sich damit arrangieren zu müssen. Die Kinder werden noch ein Leben lang mit unangenehmen oder nicht nur positiven Gegebenheiten umgehen müssen, da ist es doch sinnvoll dies frühzeitig zu lernen. Aber ein bisschen auf die Lehrer schimpfen hilft ja manchmal zumindest den ersten Ärger loszuwerden. Ich als Lehrerkind mit Lehrern in Verwandschaft und Bekanntschaft, weiß das die Lehrer damit umgehen können und sicher gerne als erster Sündenbock fungieren, soweit sie nicht unmittelbar angegangen werden. Es ist ja jedesmal wieder spannend und auch manchmal überraschend. LG Barbara