Zur Blogparade „Die Ferien meiner Kindheit“
(10.06.2015) An welche besonderen Ferien eurer Kindheit erinnert ihr euch? Ich habe für die Blogparade „Die Ferien meiner Kindheit“ von Lars Friedrich in meinem Fotoalbum geblättert und in meiner Erinnerung gekramt und mit Erstaunen festgestellt – ich lande immer in Süddeutschland. Der erste Urlaub, von dem es Bilder gibt und an den ich mich vage erinnere, ging in den Schwarzwald. Im Sommer vor meiner Einschulung und – wie meine Mutter nicht müde wird zu betonen – eines der Kinder hatte immer die Masern. Für meine Eltern also wohl nicht so erholsam. Aber dennoch sind sie mit uns an den Bodensee gefahren, es gibt ein Foto von der Insel Mainau – ich quietschfidel, meine Schwester hängt schlapp, weil krank, auf dem Schoß meiner Mutter.
Schwarzwald und Bodensee ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Urlaubsvergangenheit. Vielleicht deshalb, weil mein Vater als junger Geselle dort auf Wanderschaft war und – wie ich erst kürzlich erfuhr – so manche Zaubervorstellung gegeben hat. Sicher hatte auch der Zufall seine Hand im Spiel, eine Bekannte meiner Eltern kam aus dem Schwarzwald, deshalb führte der erste Urlaub dorthin.
Und dann gab es einen entfernten Verwandten, der eine Villa in Karlsruhe-Durlach hatte und der acht Wochen im Sommer auf Borkum verbrachte, eine Kur, die ihm als Kriegsversehrter gewährt wurde. Mein Vater hatte schon vom Bodensee aus die Baumaßnahmen an der Villa überwacht, weil der Verwandte im Krieg erblindet war und jemanden brauchte, der den Handwerkern auf die Finger sah. Dafür durften wir dann in den 70er-Jahren in der Villa unsere Ferien verbringen. Ich fand es besonders spannend, dass in den Schränken überall Schilder mit Blindenschrift waren, die ich gleich zu lesen versuchte. Und in einem Schrank entdeckte ich sogar dicke Braillebücher, die mich fasziniert haben, darüber habe ich schon mal geschrieben.

Das, was mir aber am meisten in Erinnerung geblieben ist, waren die Ausflüge in die Umgebung – natürlich auch an den Bodensee. Im ersten Urlaub begleiteten uns eine Tante und ein Onkel. Wir waren mit getrennten Fahrzeugen bis Karlsruhe gereist, aber die Ausflüge unternahmen wir mit einem Auto. Mit dem Dienstwagen meines Vaters, um genau zu sein. Damals waren Dienstwagen aber noch nicht unbedingt große Autos, sondern auch schon mal VW-Käfer. In eben jenen Käfer pferchten wir uns also: vier Erwachsene und zwei Kinder. Die Herren vorne, die Damen hinten, ich in der Mitte und meine Schwester – tja, die musste in die „Kiste“ hinter dem Rücksitz krabbeln. Heute unvorstellbar, oder? Aber eine Gurtpflicht gab es damals noch nicht und Kindersitze für Schulkinder ebensowenig.
Wohin die Ausflüge geführt haben, das müsste ich nachschauen, Straßburg war dabei, daran erinnere ich mich. Das war mir aber damals auch nicht so wichtig. Spannender fand ich die Innenstadt mit dem Kaufhaus, in dem es Bücher und Romanhefte zu Schnäppchenpreisen gab, die zehn Bücher aus der Bücherei hatte ich ja schon in den ersten Tagen weggelesen. Als Sehenswürdigkeit hat mich die Pyramide in Karlsruhe beeindruckt. Ansonsten fand ich den riesigen Supermarkt, ich meine, es wäre damals ein Walmart gewesen, kann aber auch Wertkauf gewesen sein. So etwas gab es in Borken nicht und ich habe diese Vielfalt schon immer geliebt. Nicht, dass ich zehn verschiedene Marken brauchte oder brauche, aber ich mag gute Sortierungen und da sind Supermärkte ein Guckwunderkasten.
Gerade stelle ich mir die Fahrt noch einmal vor. Gut 400 Kilometer von Borken bis Karlsruhe in einem Käfer, ohne Klimaanlage, ohne Ipod, CD oder Kassette. Ich weiß nicht einmal, ob er ein Radio hatte. Kaum saßen wir im Auto, habe ich mein erstes Buch ausgepackt und gelesen. Zwischendurch haben wir gesungen und diverse Autospiele gespielt. In Karlsruhe hatten meine Eltern dann die Mega-Idee, um uns auf der Fahrt zu beschäftigen. Wir bekamen jede eine Häkelnadel und ein Knäuel Wolle und häkelten für unsere Talisman-Teddybären Mützen, Jacken, Hosen, Schals. Für mich bis heute das Beispiel dafür, dass man auch mit wenig Mitteln Kinder beschäftigen kann. Für sämtliche Fahrten waren wir gerüstet, da wir ohnehin unsere Umhängetäschchen bei uns trugen, in denen Häkelnadel und Wolle locker Platz hatten.
Und was ist jetzt das Fazit: In der Rückschau war es für mich völlig egal, wo wir die Ferien verbracht haben, solange ich lesen konnte und Anlässe zur Neugier hatte. Unter uns, das ist heute auch nicht anders. © Birgit Ebbert
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Liebe Birgit,
vielen Dank für deine Teilnahme an meiner Blogparade und deine Erinnerungen zu den #Kindheitsferien. Bodensee und Schwarzwald waren ja klassische Reiseziele, die aber heute auch wieder gerne von Familien angesteurt werden.
Viele Grüße
Lars
Hallo, Lars, das hat mir Spaß gemacht und war wieder ein schönes Thema. Herzliche Grüße Birgit
Urlaubserinnerungen, ein wunderbares Thema.
Meinen ersten Familienurlaub an den ich mich gut erinnern kann, verbrachten wir in Navis, einem kleinen Seitental ober halb von Matrei am Brenner. Schnell freundete ich mich mit der Tochter der Bauersfamilie an. Ich durfte mit in ihrem Zimmer schlafen. Es gab selbstgebackenes Brot mit Kümmel, den ich noch heute liebe. Für meine Mutter wurde Brot ohne Kümmel gebacken. Für ein paar Tage ging ich mit Rosa auf die Hochalm. dort versorgten wir Kühe und Ziegen, ein Zicklein bekam ich als Geschenk. Den Rahm der zentriffugierten Milch schöpften wir ab und bestäubten ihn mit Kakao. KÖSTLICH. Wir schliefen auf Stroh, den Geruch werde ich nie vergessen. Ebenfalls nicht die Kletterpartie um ein Edelweiß zu pflücken. Es waren herrliche und unvergessene Urlaube.
Liebe Birgit,
da ist sie wieder, die schon oft gestellte Frage, wie konnten wir das nur überleben, ohne Kindersitz, Anschnallpflicht, Smartphone und Klimaanlage. Es ging alles und wir haben gut überlebt. Ich erinnere mich auch an viele Fahrten im Auto, stundenlang, allerdings immer nur zu viert oder zu fünft. Wir hatten einen Kassettenrekorder und etwas ganz Tolles, nämlich Kopfhörer, so kleine. Die konnten wir mit dem Kassettenrekorder, der zwischen uns stand, verbinden und die Kassetten, bis zu 100 Mal, anhören. Ich erinnere mich auch noch gut an die diversen, mangels Kindersitzen und Anschnallpflicht, sicher nicht ordnunggemäßen Sitz- und Liegepositionen, die wir über lange Strecken einnahmen. Lesen konnte ich im Auto nicht, da wurde und wird mir immer noch schlecht….dafür gibt es ja heute die tollen Hörbücher, da haben dann alle etwas davon und die Zeit verfliegt. Was ich bei unseren Reisen, egal wie weit sie waren, absolut als überflüssig ansehe, sind die DVD Player an den Vordersitzen, damit die Kinder schön ruhig sind. Meine Kinder haben früher immer schön gespielt und heute hören wir zusammen die Hörbücher. Du hast Recht, wenn man erstmal anfängt darüber nachzudenken, fallen einem viele schöne Geschichten ein. LG Barbara